Analog war gestern! Die Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung nehmen rasant zu – und viele von uns laufen ihnen atemlos hinterher. Es droht der Verlust der Orientierung, was entwickelt sich da vor unseren Augen und wohin laufen wir eigentlich? Gut, dass das Institute of Electronic Business e. V., ein An-Institut der Universität der Künste Berlin, da Abhilfe geschaffen hat. Ein von ihm ins Leben gerufenes Expertengremium, der Rat der Internetweisen, hat in den vier Feldern Technologie, Kommunikation, Gesellschaft & Politik sowie Wirtschaft und Arbeit 30 Schlüsselfaktoren identifiziert, die für das Verständnis der digitalen Welt von morgen von herausragender Bedeutung sind. Schlüsselfaktoren sind Einflussfaktoren, die mit dem digitalen Wandel einhergehen oder aus ihm heraus entstehen. In regelmäßigen Beiträgen möchten wir Ihnen diese Einflussfaktoren mit ihren Chancen und Herausforderungen einzeln vorstellen und Ihnen, Ihrem Unternehmen oder Ihrer Organisation damit wesentliche Impulse auf dem Weg ins digitale Zeitalter an die Hand geben.
Cloud Computing – unsere Daten in der Wolke
Das große Feld Technologie beinhaltet neben Schlüsselfaktoren wie Big Data oder Internet of Everything auch den Schlüsselfaktor Cloud Computing. Das Thema Cloud Computing – ins Deutsche übersetzt etwa „Datenwolke“ – ist in aller Munde. Viele von uns nutzen die Cloud bereits, aber was verbirgt sich hinter diesem so harmlos anmutenden Wolkengebilde? Verkürzt ausgedrückt verbergen sich dahinter riesige Server, die irgendwo auf der Welt stehend unsere Daten speichern.
Unser Vorteil: Wir können von jedem beliebigen Endgerät aus auf die Daten zugreifen und die Daten sind dort weitestgehend vor Verlust geschützt. Die Cloud bietet dabei verschiedene Zugangsmöglichkeiten: Auf die Private Cloud kann nur ein Nutzer zugreifen, auf die Public Cloud hingegen mehrere Nutzer, die hybride Cloud bietet einen Mix aus beidem und die Community Cloud ermöglicht einer definierten Gemeinschaft von Nutzern den Zugriff. Mit Cloud Computing gehen zudem neue Geschäftsmodelle einher, indem IT-Dienstleistungen in Form von Services wie Rechenkapazitäten, Datenbanksystemen oder Software-Applikationen dem Endkunden zur Verfügung gestellt werden können.
Cloud Computing, dahinter verbirgt sich des Weiteren ein riesiges Geschäft: Im Jahr 2017 konnten die Big Three der Cloud-Anbieter, also neben Microsoft die Umsatzgiganten Google und Amazon Web Services, riesige Umsatzzuwächse im einstelligen Milliardenbereich verzeichnen. So hat Microsoft im Jahr 2017 eine Umsatzsteigerung von 56 % auf 5,3 Milliarden US-Dollar im Cloud-Geschäft mit IT-Diensten erzielt. Die Big Three, das sind die Platzhirsche auf einem Zukunftsmarkt, in dem es um die dynamische Bereitstellung von Anwendungen auf Abruf und den entsprechenden IT-Ressourcen über das Internet geht, aber eben auch um Datenspeicherung.
Vorteile von Cloud Computing für die Arbeitswelt
Cloud Computing, das heißt Skalierbarkeit, also die Fähigkeit sich steigenden Anforderungen agil anzupassen, effizienteres gemeinsames Arbeiten, Flexibilität und Kostenreduktion. Positive Skaleneffekte ergeben sich u. a. durch die am Kundenbedarf ausgerichtete Verteilung und Nutzung von IT-Ressourcen auf ggf. mehrere Rechenzentren. Effizienteres und flexibleres Arbeiten ist dank Cloud Computing kein Problem, denn der Zugriff auf Anwendungen und Daten kann via Internet orts- und zeitunabhängig erfolgen. Kostenreduktionen ergeben sich fast automatisch, da die Unternehmen weniger in Soft- und Hardware investieren müssen. Drei große Pakete machen es den Unternehmen einfach: IaaS, PaaS und SaaS. Dahinter verbergen sich – salopp gesprochen – cloudbasierte Angebote in unterschiedlichen Ausgestaltungen.
IaaS, also Infrastructure as a Service, stellt dem Anwender grundlegende IT-Ressourcen wie Rechenleistung, Datenspeicherung oder Netzwerkkapazitäten zur Verfügung. IaaS, das ist also zum einen die Möglichkeit, Daten in der Cloud zu hosten. Zum anderen können Unternehmen ihre komplette IT-Infrastruktur ganz nach Bedarf „aus der Cloud“ mieten und sparen die Investitionskosten für Hardware wie z. B. Server, die bei diesem Modell in externen Rechenzentren befindlich sind und auf die mittels Cloud Computing zugegriffen wird.
An dieser Stelle kommt PaaS ins Spiel, Plattform as a Service. Eine Plattform, auf die Entwickler von überall auf der Welt zugreifen und dort Anwendungen entwickeln, warten und instand halten können. So entsteht maßgeschneiderte und passgenaue Software für die individuellen Bedürfnisse von Unternehmen. Genauso ist es möglich, bestehende Anwendungen auch unterschiedlicher Art individuell auf die unternehmensspezifischen Bedürfnisse anzupassen.
SaaS, das bedeutet Software as a Service und meint, dass der Endkunde eine gemietete Software nutzt, die sich gar nicht auf seinem Rechner befindet, sondern in der Cloud. Ein gutes Beispiel hierfür sind Content Management Systeme wie etwa WordPress. Es entstehen dem Unternehmen keine Kosten für die Anschaffung und Wartung der Software, die Einrichtung geht schnell, das externe Hosting schont eigene Server-Kapazitäten. Jedoch kann eine solche Software nicht auf die eigenen Bedürfnisse zugeschnitten werden, sie kann vom Unternehmen nicht verändert werden.
Rosarote Wolke mit Eintrübungen
Darüber hinaus gibt es in kürzesten Abständen immer neue Angebote wie FaaS – Frontend as a Service oder DaaS, Datenbase as a Service. Das Geschäft weitet sich immer weiter aus, ob nun im B2B oder im B2C Business. „Wie kann ich behilflich sein?“, fragt Apples Siri. Und der private Nutzer antwortet: Spiel mir die Musik der Rolling Stones. Fantastische Möglichkeiten im Word Wide Web, die dazu beitragen, dass der Cloud-Daten-Traffic immer weiter wächst. Und die großen Zukunftsvisionen wie das intelligente Auto oder die smarten Städte, auch hier wäre Entwicklung nicht denkbar, ohne dass die Rechenzentren auf hochskalierbare Server- und Speicher-Lösungen zurückgreifen könnten.
Die Wachstumsprognosen im Cloud-Business stimmen fröhlich, insbesondere die großen Anbieter, die rechtzeitig die Chancen des Cloud Computing erkannt haben. Bei aller Freude über die rosaroten Zukunftsaussichten im Cloud Computing sollen doch die Nachteile nicht unerwähnt bleiben. „Bei der „Cloud“ handelt es sich zunehmend um konzentrierte, zentralisierte Orte. Dies widerspricht dem ursprünglichen, dezentralen Gedanken des Internet. Sollten nun einzelne dieser Orte ausfallen, können die Auswirkungen viel gravierender sein.“ Dies gibt der Rat der Internetweisen zu bedenken (Quelle: Schlüsselfaktoren der Digitalisierung, Entwicklungen auf dem Weg in die digitale Zukunft, Herausgeber: Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer). Auch sind Fragen der Datensicherheit nicht unerheblich: Das deutsche Datenschutzgesetz unterscheidet sich gravierend von den Datenschutzgesetzen von bspw. den USA oder Indien, wo viele der Server stehen, auf die der Endkunde oft nichts ahnend seine Datenmengen lädt. Insbesondere Unternehmen, die mit vertraulichen Kundendaten arbeiten, sehen sich mit Akzeptanzproblemen bei Kunden konfrontiert und klagen selbst über den Kontrollverlust auf sensible Unternehmensdaten durch die Auslagerung ihrer IT-Systeme.
Hier finden Sie die wichtigsten Vor- und Nachteile des Cloud Computing noch einmal aufgelistet:
Vorteile:
+ Kostenreduktion, da geringere oder keine Ausgaben für Hard- und Software
+ Mehr Flexibilität und Effizienz für Ihr Business, Zugriff auf Daten von überall in der Welt
+ Skalierbarkeit, die benötigten Dienste können dem Kundenbedarf entsprechend eingekauft werden
+ Daten sind weitestgehend vor Verlust geschützt
Nachteile:
– Akzeptanzprobleme bei Kunden
– Datenschutzproblematik
– Kontrollverlust über sensible Unternehmensdaten
– „Zentralisierung“ von Daten in der Cloud