Die Unterschiede zwischen analoger und digitaler Welt verschwimmen und der Mensch wird zum Wanderer zwischen den Welten. Insbesondere einer der Schlüsselfaktoren der Digitalisierung macht uns dies besonders deutlich: Augmented & Virtual Reality. Eine Studie des Institute of Electronic Business (IEB) hat insgesamt 32 Schlüsselfaktoren der Digitalisierung aus den Bereichen Technologie, Kommunikation, Gesellschaft & Politik sowie Wirtschaft & Arbeit identifiziert. Unser heutiger Schlüsselfaktor Augmented & Virtual Reality entstammt dem Bereich Technologie. Die o.g. Studie des IEB macht es deutlich: Technologie bildet die Grundlage, durch sie wird digitale Vernetzung überhaupt erst möglich. Was nun genau verstehen wir unter Augmented & Virtual Reality und wie wirkt sich diese auf unsere reale Welt aus?
Augmented & Virtual Reality – ein ungleiches Geschwisterpaar
Der Rat der Internetweisen, ein Expertengremium, das gemeinsam mit dem IEB die Schlüsselfaktoren identifiziert hat, trifft folgende Aussage: “Augmented Reality erweitert die reale Welt um eine Ebene mit digitalen Informationen: Text, Bild oder Video. Ohne zusätzliche Aktivität werden derartige Informationen ständig verfügbar. Virtual Reality ermöglicht den Zugang in alternative, digitale Umgebungen, unter Nutzung weitgehend identischer Technologien wie in der Augmented Reality.“
Virtual Reality (Virtuelle Realität – VR) ist eine durch spezielle Hard- und Software geschaffene künstliche Wirklichkeit, die mithilfe einer VR-Brille erlebbar wird. Die Brillen sind so konstruiert, dass bei einer Kopfbewegung etwa nach links auch das virtuelle Sichtfeld sich nach links verschiebt. Für den Nutzer entsteht die starke Illusion, sich ganz konkret in dieser eigentlich computergenerierten virtuellen Welt zu befinden. Augmented Reality (Erweiterte Realität – AR) ist dabei die noch zukunftsträchtigere Technologie, sie verbindet die reale Welt mit der virtuellen Welt. So plant Google eine AR Navigation, bei der der Nutzer auf der Suche nach seinem Ziel die Kamera des Smartphones auf den Ort hält, an dem er sich gerade befindet – beispielsweise eine Straßenkreuzung. Google blendet dann dem Nutzer mithilfe von AR virtuelle Elemente auf das Kamerabild ein wie die Wegbeschreibung, Pfeile als Richtungsanzeiger und die Namen und Angebote der Restaurants und Geschäfte auf der Route.
Mögliche Einsatzgebiete dieser neuen Technologien
In der Versicherungsbranche beispielsweise könnte über die Nutzung von AR die komplette Sachbearbeitung optimiert werden. Dokumente würden nicht mehr am Bildschirm, sondern über die AR-Brille aufgerufen und an eine Art virtuelles Whiteboard geworfen, was die Bearbeitung wesentlich komfortabler macht. Auch Homeoffice wäre auf diese Weise möglich. Bei Autounfällen erzeugt eine spezielle App auf dem Smartphone mit der Kamera Bilder und darauf basierend Daten vom Unfallschaden. Die Bilder und Daten werden dann zusammen mit einem Bericht vom Unfallhergang direkt an die Versicherung gesendet. In der Möbelbranche wird es möglich, Einrichtungen in einem Virtual Reality Showroom interaktiv zu erleben. Im medizinischen Bereich lassen sich virtuelle Schulungen von Operationstechniken durchführen, im Wartungsbereich komplizierte Reparaturen simulieren. Auch der Spiele Bereich ist ein riesiger Markt. Das Spiel Pokémon Go war übrigens das erste auf AR basierende Spiel, das ein Millionenpublikum erreichte.
Audi bereitet seine Mitarbeiter aktuell mithilfe eines Virtual Trainings auf gefährliche Arbeiten an den Hochvolt-Batterien des Elektro-Autos Audi e-tron vor. Laut eines Artikels des Zukunftsinstituts werden Virtual Reality Anwendungen den TV Markt überholen, VR-Headsets lösen den TV oder die Spielekonsolen ab. Ob nun virtuelle Begehungen von Einrichtungssituationen, in der Spiele- und der Erotikbranche oder beim Flugtraining für Piloten: Das Einsatzgebiet der neuen Technologien ist riesig.
Rechtliche Aspekte
Der Einsatz von Augmented Reality Brillen liefert ein fast nahtloses Bild der Person, die sich dieser Technik bedient. Dies ist u.a. der Tatsache geschuldet, dass die Technik auf Kamera- und Videofunktionen basiert und die so erfassten Daten Aufschluss über den Standort des Nutzers geben. Wo geht die Person hin, was kauft sie ein, was sind ihre Präferenzen, wie verhält sie sich am Arbeitsplatz, wie verrichtet sie ihre Arbeit etc.? Hier tun sich regelrechte Abgründe in Sachen Datenschutz auf. Welche Informationen darf wer wie verwerten? All das muss geregelt werden und hier ist der Gesetzgeber mehr als gefordert.
Ausblick
Schöne neue Welt und wenn auch nur durch die virtuelle Brille wahrgenommen. Augmented & Virtual Reality sind die Technologien der Zukunft, daran kommt niemand vorbei. Was alles damit möglich sein wird, lässt sich heute teils nur erahnen. Wie stets liegen auch beim Einsatz dieser Technologien positive und negative Aspekte eng beisammen. Menschen könnten sich in den unendlichen Weiten der virtuellen (Spiele-) Welt verlieren. Was real und was virtuell ist verschwimmt und manch einer mag das eine mit dem anderen verwechseln. Die Daten, die über jeden einzelnen gesammelt werden, werden immer präziser. Es entsteht ein Bewegungsprofil sozusagen in Echtzeit, die Privatsphäre schwindet immer mehr. Auf der anderen Seite lassen sich die neuen Technologien in idealer Weise zu Trainingszwecken aller Art einsetzen, sie ermöglichen digitales Anprobieren beim Online-Kleiderkauf, schaffen „virtuelle“ Arbeitsplätze der Zukunft und vieles mehr. Aufgrund ihrer datengetriebenen Funktionsweise ist es unerlässlich, dass Datenschutzrichtlinien die Rechte und die Privatsphäre der Nutzer schützen. Der Schlüsselfaktor Augmented & Virtual Reality macht es deutlich: Diese Technologien entstammen ursprünglich dem Bereich Technologie, aber dort wo diese Technologien zum Einsatz kommen, verändern, ja revolutionieren sie unser Leben und beeinflussen maßgeblich unsere Arbeitswelt, unsere Gesellschaft und unsere Politik.
Chancen und Herausforderungen des Schlüsselfaktors Augmented & Virtual Reality auf einen Blick:
Chancen: Digitale und analoge Welt verschmelzen nahezu nahtlos miteinander. Damit wird der „Medienbruch“ zwischen real und digital minimiert.
Herausforderungen: Menschen laufen Gefahr, in parallele Welten „abzutauchen“ und den Bezug zur Realität zu verlieren, wenn sie mit ihren Mitmenschen nicht mehr die gleiche Umwelt teilen. Digitale Ablenkungen können die Gefahr von Unfällen erhöhen.