Die Digitalisierung ist aus der Weiterbildung nicht mehr wegzudenken. Zwar haben sich einige erst in der Pandemie zum ersten Mal mit E-Learning beschäftigt, doch sind Lernplattformen in erfolgreichen Unternehmen schon lange das Maß aller Dinge. Auch in Forschung und insbesondere der Lehre sind grundlegende Veränderungen zu beobachten. In der Pädagogik etwa geht der Trend verstärkt zum individuellen Lernen – und das ist nicht nur Corona geschuldet. Mit anderen Worten: Die Inhalte werden immer häufiger am Bedarf der Lernenden ausgerichtet, an den individuellen Wissensstand angepasst und vorbereitet. Doch welche Auswirkungen hat diese Entwicklung auf das E-Learning? Auch in dieser zeitgemäßen Form der Wissensvermittlung sollten die Lerninhalte auf die Lernenden ausgerichtet sein – am besten maßgeschneidert. Wie kann das in der Praxis funktionieren? Durch adaptive Lernsysteme.
Was genau adaptives Lernen bedeutet, wie es funktioniert und nicht zuletzt welche Vor- und Nachteile diese Methode mit sich bringt, erfahren Sie in diesem Blogbeitrag.
Was bedeutet adaptives Lernen?
Das adaptive Lernen ist eine Methode, die sich komplett den Lernenden anpasst. Im Zusammenhang mit Wissensstand, Bedürfnissen und individuelle Präferenzen möchte das adaptive Lernen seine persönlichen Bedürfnisse abdecken. Die Lerninhalte werden so etwa durch präferierte Lern-Formate dargestellt.
Adaptives Lernen oder Lernen maßgeschneidert
Ein adaptives Lernsystem kann so den Wissenstand des Lernenden überprüfen und abgestimmt die Lerninhalte vorgeben bzw. unpassende streichen. Der aktuelle Wissensstand wird etwa durch eine Selbsteinschätzung per Fragebogen ermittelt und in Relation zur Fremdeinschätzung – meist durchgeführt durch inhaltlich Wissensfragen – gesetzt. Das Gesamt-Ergebnis ist dann maßgeblich für die bereitgestellten Inhalte. Inhalte, die der Lernende bereits beherrscht, muss er nicht erneut in einem Modul absolvieren. Bei Wissenslücken hingegen, werden ihm die Inhalte individuell zur Verfügung gestellt.
Persönliche Präferenzen sind Trumpf
Neben dem vorhandenen Wissensstand spielen verstärkt die Bedürfnisse des Lernenden eine Rolle. Während der eine lieber auditiv lernt – durch zuhören –, bevorzugt der andere eher visuelle Anreize in Form von Infografiken, Bildern oder gar eine Mischform aus beidem. Um den unterschiedlichen Nutzertypen in der Online-Lehre individuell gerecht zu werden, kommen verschiedene Lern-Formate, auch als Lernnuggets bezeichnet, in Frage. Die Lernenden, die audio-visuelles Lernen bevorzugen, schauen sich Erklärvideos an oder hören in Podcasts rein. Anderen wird die Möglichkeit gegeben, an interaktiven Formaten teilzunehmen, etwa Expertenchats oder Communitys zum Wissensaustausch. Wer sein Wissen lieber klassisch durchs Lesen vermehren möchte, bekommt natürlich auch die entsprechenden Textangebote. Kurz zusammengefasst: Die Methode des adaptiven Lernens stellt die Inhalte abgestimmt auf den Lernenden in seiner bevorzugten Form bereit. So steigert man nicht nur die Motivation der Teilnehmenden, sondern vor allem die Effektivität beim Lernen.
Vorteile
- Keine doppelten Lerninhalte – man lernt nur die Themen bei denen Bedarf besteht
- Effizienz – der Fokus auf das Lernen neuer Inhalte ist effizient, wenn man Lerninhalte weglässt, die man bereits kennt
- Motivationssteigerung durch bevorzugte Lern-Formate
- Produktivität steigt bei den Lernenden
- Kosten für die Qualifizierung sind geringer
Nachteile
- Möglichkeit der Kontrolle des Wissensstands durch Vorgesetzte
- Vertrauensmissbrauch durch Vorgesetzte
- Adaptives Lernen ersetzt keine klassischen Lehrmethoden, sondern dient als Ergänzung
- auch Algorithmen haben ihre Grenzen
So viele Vorteile das adaptive Lernen hat, die Grundlage für diese Methode sind immer die persönlichen Daten der Lernenden. Nur wenn diese umfassend sowie offen und ehrlich auf der Lernplattform bereitgestellt werden, kann diese auch angemessen auf den Lernenden reagieren. Fehlen diese wichtigen Daten hingegen, hat das natürlich negative Auswirkungen auf den Algorithmus. Als Lernender muss man sich auf das adaptive Lernen einlassen und das geht nur mit Vertrauen. Missbrauchen etwa Vorgesetze diese Daten, um zu überprüfen, wie gut oder eben schlecht jemand abschneidet, so sinkt automatisch die Bereitschaft, diese Daten zur Verfügung zu stellen. Ein sensibler Umgang mit den zur Verfügung gestellten Informationen ist unabdingbar. Adaptives Lernen dient der Motivation und Effizienzsteigerung, angepasst an die individuellen Bedürfnisse des Lernenden – nicht der Kontrolle.
Das adaptive Lernen ist eine gute Möglichkeit, per Online-Lehre Präsenzveranstaltungen oder Workshops sinnvoll zu ergänzen. Wichtig: Das adaptive Lernen kann die klassischen Lehrmethoden nicht ersetzen, sondern nur sinnvoll ergänzen. In der Praxis hat sich etwa eine Verbindung mit Blended Learning bewährt.
Adaptives Lernen kurz zusammengefasst
Adaptives Lernen unterstützt die Freiheit des Lernens und der Lernenden. Das Unterstützen und individuelle Begleiten werden immer mehr der neue Grundbaustein der Lehre. Klassischer Frontalunterricht wird durch individuelles und effektives Lernen ersetzt. Das neue Konzept des adaptiven Lernens ist die geeignete und individuelle Lösung für angepasstes Lernen.
Achtung: Große Vorsicht ist bei den Nutzerdaten geboten. Manche Menschen schätzen personalisierte Werbung – andere verfluchen sie. Ebenso verhält es sich beim adaptiven Lernen. Einige scheuen sich, persönliche Daten von sich preiszugeben, da sie negative Konsequenzen im Arbeitsalltag vermuten. Nur durch den sensiblen Umgang mit Nutzungsdaten entsteht das Vertrauen in diese Lernform. Also frei nach dem Motto: „Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!“ Das ist wichtig, denn am adaptiven Lernen kommt man in unserer heutigen schnelllebigen und wissensdurstigen Gesellschaft kaum vorbei.