Die Digitalisierung bringt neben ganz neuen technologischen Möglichkeiten und daraus resultierenden neuen Geschäftsmodellen auch ganz neue spannende Möglichkeiten des Wirtschaftens mit sich. Menschen entscheiden sich, Güter nicht länger besitzen zu wollen, sondern sie stattdessen lieber mit anderen zu teilen. Man könnte beinahe von einer neuen Ethik des Wirtschaftens sprechen, denn diese neue Form des Sharing birgt sowohl im Zwischenmenschlichen als auch im Ökologischen viel Potenzial in sich. Sie fördert das soziale Miteinander, ist nachhaltig und schont die Ressourcen unseres Planeten. Auch geht ihr ein Bewusstseinswandel voraus, der Besitz von Gütern als Statussymbol ist gerade für die Jüngeren, insbesondere den gut gebildeten „U-40“, nicht mehr so wichtig. Vielmehr stehen für sie der praktische und letztlich auch der finanzielle Nutzen im Vordergrund, der sich durch das Teilen von Gütern ergibt. Kostenintensive Güter werden durch das Sharing auch für die breite Masse erschwinglich. Im Rahmen einer Studie über die Schlüsselfaktoren der Digitalisierung des Institute of Electronic Business (IEB) wurde die Sharing Economy als für unsere wirtschaftliche Zukunft bedeutsamer Schlüsselfaktor identifiziert. Der Rat der Internetweisen, ein vom IEB einberufenes Expertengremium, umschreibt im Rahmen dieser Studie den Begriff wie folgt: “ Teilen statt kaufen, nutzen statt besitzen: Social Media machen Konsum kollaborativ. Einzelne Nutzer verbinden sich über Services, die ihnen erlauben, Güter zu tauschen, zu teilen und weiterzugeben.”
Sharing Economy – was versteht man darunter
Sharing Economy (auch „Shared Economy“ oder „Share Economy“) heißt wörtlich übersetzt „Wirtschaft des Teilens“ und bezeichnet die gemeinschaftliche Nutzung von Gütern durch Teilen, Tauschen, Leihen, Mieten oder Schenken sowie die Vermittlung von Dienstleistungen. Ermöglicht wird dies im Internetzeitalter über Plattformen und soziale Netzwerke. Hierin liegt zugleich auch schon einer der Nachteile von Sharing economy: die Ausgrenzung all derer, die nicht online gehen können und die damit von den Möglichkeiten der Sharing Economy ausgeschlossen sind. Es gibt eine Vielzahl von Plattformen, die das Ausleihen bzw. das Teilen von Wohnungen, Land oder Alltagsdingen wie Büchern etc. ermöglichen und das Besondere daran: Den Plattformen gehört keines dieser Güter, sie vermitteln diese nur. Das bekannteste Beispiel für das Sharing von Gegenständen ist sicherlich das Carsharing. Carsharing ist eine fantastische Sache für Menschen, die nicht so häufig ein Auto benötigen. Allerdings ist das Carsharing schon weit entfernt von der ursprünglichen Idee des Teilens. Stattdessen handelt es sich vielmehr um die Möglichkeit des kurzfristigen Mietens statt Kaufens. Am Beispiel des Carsharing zeigt sich, dass der kollaborative Gedanke des Teilens vielfach kommerzialisiert wird und daraus neue Geschäftsmodelle entstehen.
Vom Gemeinschaftsgut zum Plattformkapitalismus
Haben sich Menschen zunächst in ihrem lokalen Umfeld gegenseitig Rasenmäher oder Bohrmaschinen oder eben das Auto ausgeliehen, so sind inzwischen Plattformgiganten wie Uber oder AirBnB entstanden, die ihre Vermittlungsdienstleistung anbieten. In Berlin wird Wohnraum knapp, weil das kurzfristige Vermieten über AirBnB einträglicher ist als der Langzeitmieter. Uber wird zur gefürchteten Konkurrenz für Taxifahrer, nicht zuletzt, weil die Taxifahrer strengeren gesetzlichen Auflagen folgen müssen und einer strikteren Besteuerung unterliegen als die „Uber“-Fahrer. Uber, die Plattform für Mitfahrgelegenheiten und einem Umsatz von 11,3 Milliarden USD im Jahr 2018 offeriert Interessierten die Möglichkeit Fahrten entweder anzubieten oder sie zu buchen und behält selbst 20 % des Fahrpreises ein.
Die großen, international agierenden Plattformen sind in puncto rechtliche Rahmenbedingungen, Besteuerung und Datenschutz kaum zu kontrollieren. Dort, wo Plattformen die beherrschenden Wirtschaftsakteure sind, spricht man vom sogenannten Plattformkapitalismus. Dieser stellt eine neue digitale Wirtschaftsordnung dar, mit großen Herausforderungen für kleinere und nicht so mächtige Anbieter.
Ausblick
Die Digitale Transformation sorgt in allen gesellschaftlichen Bereichen für einen mächtigen Wellenschlag. Wenn gestern die Autohändler noch vom Neuwagen- bzw. Gebrauchtwagenverkauf leben konnten, so könnten Carsharing Modelle und Plattformen wie Uber dieses Absatzmodell schnell zum Auslaufmodell werden lassen. Autofirmen müssen darauf flexibel reagieren und beispielsweise selbst Carsharing anbieten. Den großen Plattformen wie AirBnB, Uber, Amazon, Google u. a. fließt immer mehr Macht zu, doch wer kontrolliert sie? Sind diese Plattformgiganten am Ende mächtiger als manche Regierung? Es gibt Stimmen, die die Verstaatlichung solcher Unternehmen fordern, da sie mit volkswirtschaftlich relevanter Infrastruktur handeln, ähnlich bedeutsam wie Wasser und Strom (Quelle: https://www.zeit.de/kultur/2018-02/plattform-kapitalismus-google-amazon-facebook-verstaatlichung/seite-3). Durch das Agieren der „Internetmonopolisten“ könnte manchen Branchen der Boden unter den Füßen wegbrechen, viele Menschen müssten sich auf den Verlust ihrer wirtschaftlichen Grundlagen einstellen und in Folge könnte vielleicht die Wirtschaftsordnung, wie wir sie kannten und lebten ins Wanken geraten, ohne dass das politische Handeln diesem Tempo rasch genug zu folgen vermochte. Der Trend für Sharing economy zeigt jedenfalls nach oben: Weltweit boomt die Sharing economy. AirBnB hat in den USA mit seinen Umsatzzahlen die Hotelkette Hilton bereits überholt (Quelle: https://www.manager-magazin.de/digitales/it/airbnb-schlaegt-hilton-in-amerika-a-1259945.html) und die bekannte Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) erwartete bereits im Jahr 2018 für Deutschland einen Anstieg des Marktvolumens auf über 24 Milliarden Euro. Technologisch wie ideologisch gehen wir spannenden Zeiten entgegen, die ein rascheres Mindsetting von uns erfordern, als aktuell der Fall.
Die Chancen und Herausforderungen des Schlüsselfaktors „Sharing Economy“ auf einen Blick:
Chancen
Menschen stehen viel mehr Möglichkeiten zur Verfügung, wenn sie sich Dinge mieten oder ausleihen: Bezahlt wird nur noch bei tatsächlicher Nutzung; Platzprobleme und finanzielle Hürden (bei hochpreisigen Gütern) treten in den Hintergrund.
Herausforderungen
Die Folgen der Sharing Economy zeigen sich in einigen Bereichen in negativer Weise: Taxifahrer und Hotels fürchten um ihre vergleichsweise sicheren Einkommensquellen und Verdrängung durch prekäre Konkurrenz; fehlendes Eigentum an Waren schränkt deren Nutzungsmöglichkeiten ein.