Der weltweite Ausbruch der Corona-Pandemie war ein Beschleuniger der sog. Telearbeit. Das klingt irgendwie nach härtestem Amtsdeutsch, ist es sicher auch, aber es ist auch die gängige Definition. Oft fälschlich nur auf den Begriff Homeoffice reduziert, werden unter dem Begriff Telearbeit alle Arbeitsformen zusammengefasst, bei denen Mitarbeiter ihre Arbeit ganz oder teilweise außerhalb der Gebäude des Arbeitgebers verrichten. Oft wird auch von Mobilarbeit oder von mobiler Arbeit gesprochen. Ein wesentlicher Teil auch dieser modernen mobilen Arbeit ist die Weiterbildung, denn die Entwicklungssprünge werden immer schneller und alle müssen auf dem Laufenden bleiben – wo auch immer. Das bedeutet, wir müssen insgesamt anders arbeiten, anders kommunizieren und eben auch – anders lernen. Zwar sind Online-Einkäufe, soziale Medien und Homeoffice sowie nicht zuletzt Fernunterricht für uns nichts Neues – eigentlich. Doch sie wird sicher in Zukunft deutlich zunehmen. Denn nicht nur die Corona-Pandemie zwang uns etwa dazu, Online-Lehr- und Lernmöglichkeiten intensiver zu nutzen, sondern ebenso die moderne Telearbeit. Denn Telearbeit und digitale Weiterbildung sind zwei Seiten einer Medaille, des Anders Arbeiten.
Jetzt durchstarten oder eine Chance für eine Revolution in der Weiterbildung
Trotz erster vielversprechender Ansätze haben wir uns in den letzten Jahren mit der Digitalisierung des Lernens eher schwergetan – sowohl in den Schulen als auch in Beruf und im privaten Bereich. Insbesondere die Fragestellung, wie Lernende und Lehrende überhaupt digital zueinander finden, ist nicht leicht zu beantworten. Ein Umstand, den viele in diesem Zusammenhang nicht auf dem Schirm haben, ist die Güte des Netzausbaus. Immer mehr Daten werden durch die seit Corona üblichen Videokonferenzen, das gemeinsame Arbeiten an Präsentationen und Dokumenten im Rahmen der Telearbeit ins deutsche Netz geschickt. Viele Menschen die in den „Tälern der Ahnungslosen“ in ländlichen Regionen in vielen Teilen Deutschlands leben und arbeiten, besser arbeiten wollen, scheitern an mehr als schlappen Internetverbindungen im Ort. Von der unerwarteten chronischen Überlastung der Knotenpunkte durch die vielen Menschen im Homeoffice oder beim Videostreamen ganz zu schweigen.
So hat nicht jeder – auch aus oben genannten Gründen – schnelle Rechner und einen Highspeed-Internetanschluss daheim oder eben dort wo „telegearbeitet“ werden soll. Die Grundvoraussetzung, um von Unterwegs aus zu arbeiten, zu lernen und zu lehren. Eine Schwierigkeit ist etwa, nicht nur abseits der Ballungsräume, die Geschwindigkeit des Internets in Deutschland. Dem Speedtest Global Index zufolge lag Deutschland 2019 weit abgeschlagen auf Platz 31. Besserung in Sicht? Eher nicht. Vergleicht man die Situation mit der der letzten Jahre – im Jahr 2015 lag Deutschland auf Platz 22 – so hat sie sich eher verschlechtert. Wird der Netzausbau weiterhin so zögerlich betrieben, dann riskieren wir nicht nur viele Wettbewerbsnachteile in Wirtschaft und Bildung, sondern laufen auch Gefahr, die Chancen einer kompetenten Digitalen Transformation zu verschleppen – mit massiven Wettbewerbsnachteilen als Folge. Aber das ist eine andere Geschichte.
Der Bildungssektor wird digital beflügelt
Lässt man zunächst die Situation mit der Anbindung ans Netz außer Acht, so hat die Corona-Krise zumindest in einer Hinsicht den Bildungssektor ausgesprochen beflügelt, denn am Online-Lernen kommt mittlerweile niemand mehr vorbei. Zunächst hieß die Strategie, Bordmittel sinnvoll einzusetzen, mit vorhandenen Lösungen schnell zum Erfolg zu gelangen. Innerhalb kürzester Zeit wurden so Wege gefunden, wie gemeinsam an Aufgaben gearbeitet werden kann, etwa digital im erzwungenen Homeoffice. In Anbetracht der überraschend eingetretenen Ausgangslage eine nicht geringe Herausforderung für Unternehmen, aber auch für Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen. Die Herausforderung war insbesondere, Lösungen ohne langfristige Planung, ohne verfügbare Lernsoftware oder Lernplattformen zu finden und umzusetzen und erst recht ohne fundierte Erfahrungen mit deren Umgang. Versäumnisse in der digitalen Transformation wurden – wie so oft – erst im Krisenfall deutlich.
Die Zeit ist reif für eine schnellere Digitalisierung der Weiterbildung
Die Zeit der Behelfslösungen ist nun vorbei. Jetzt müssen richtige Lösungen erarbeitet werden. Online-Unterricht benötigt präzises Nachdenken im Vorfeld, braucht gewissenhafte Planung. Die Kardinalfrage ist, ob die Vermittlung des Lernstoffes genauso oder noch effizienter gestaltet werden kann, wenn er aus den Unterrichtsräumen ins digitale Klassenzimmer zuhause verlegt wird oder, wie digitales Lernen sinnvoll auch bei der Telearbeit für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung gestellt werden kann.
Unter dem Druck der Krise hat die Lösung dieser Fragen im Frühjahr zu einer echten Goldgräberstimmung in der E-Learning-Branche geführt. Der Blick ins eigene E-Mail-Postfach sagt mehr als tausend Worte. Viele Anbieter aus der Lernmanagement-Branche versenden aus aktuellem Anlass mehr oder weniger nützliche Hilfestellungen oder bieten sogar kostenpflichtige Lösungen für eine bestimmte Zeit zum Nulltarif an. Doch wie gesagt, die Zeit der krisenbedingten Schnellschüsse ist vorbei. Sie konnte nur den Anstoß zu bleibenden, nachhaltigen Konzepten geben. Hier kommt die moderne Wissensvermittlung zum Tragen. Also die wohlabgestimmte Mischung aus Präsenz- und virtueller Schulung. Insbesondere Lernplattformen stellen da völlig neue und effektive Möglichkeiten des Lernens zur Verfügung. Noch einmal: Digitales Lernen sollte nicht als Konkurrenz zum Lernen in der Präsenzgruppe verstanden werden, sondern als eine notwendige Ergänzung der modernen Wissensvermittlung. Vermutlich werden wir in einigen Jahren den Corona-bedingten Ausnahmezustand als einen der Auslöser der digitalen Transformation in der Weiterbildung ansehen, denn das Thema der digitalen Lernprozesse wird sich als neues Forschungs- und Trendthema entpuppen.