Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung wurden in der Agenda 2030 zusammengefasst. Die Vereinten Nationen verfolgen damit das Ziel, die Welt für heutige sowie zukünftige Generationen ein ganzes Stück besser zu machen. Inwiefern Industrie, Innovation und Infrastruktur dabei eine relevante Rolle spielen, wird anhand des neunten Ziels (SDG 9) erklärt.
Nachhaltige Industrie inklusiv und innovativ gestalten
Der Begriff „nachhaltige Industrie“ führt bei vielen Menschen zu der irrigen Annahme, es ginge ausschließlich um umweltschonende Produktionsweisen oder die bloße Einsparung von Ressourcen und Rohstoffen. Doch ganz so einfach ist es nicht. Die Vereinten Nationen sehen eine nachhaltig funktionierende Industrie als eine Art Symbiose, bei der Innovation und Infrastruktur sowohl als Bedingung gelten, als auch das Ergebnis darstellen. Besonderes Augenmerk müssen hierbei jedoch auf die weltweit existierenden Unterschiede gelegt werden. So stehen Industrienationen wie Deutschland, die USA oder China ganz anderen Herausforderungen gegenüber als Entwicklungsländer etwa in Afrika.
Ein Nachhaltigkeitsziel, weltweite Unterschiede
Mehr als die Hälfte der Menschen in den am wenigsten entwickelten Ländern leben noch immer von der Landwirtschaft. Ein wichtiges Ziel für diese, hauptsächlich afrikanischen, Länder ist folglich die Teilhabe an nachhaltigen, innovativen Lösungen zur Sicherung ihrer lebenswerten Zukunft. Der Klimawandel, Wassermangel und nicht zuletzt der Verlust von Biodiversität machen die Landwirtschaft in ihrer Grundform für zukünftige Generationen zu einem risikobehafteten Geschäftsfeld. Die Schaffung einer nachhaltigen Infrastruktur, sei es die Investition in Schulen und Gesundheitsvorsorge oder der Zugang zu Krediten sowie die Partizipation am Welthandel sind entscheidend für die erfolgreiche Industrialisierung dieser Länder.
In Industriestaaten mit einer funktionierenden Infrastruktur und eingespielten Produktionsabläufen stellen sich im Zuge der Umsetzung der Agenda 2030 ganz andere Fragen. Industrie 4.0, Kreislaufwirtschaft oder die Förderung der Energiewende sind nur einige Faktoren, die in diesem Zusammenhang oftmals genannt werden. Der Fokus liegt so deutlich auf der Innovation des Vorhandenen sowie der Forschung und Entwicklung neuer, nachhaltiger Alternativen.
Digitale Fortschritte durch gemeinsame Forschung und Entwicklung
Deutschland ist auf Kurs und verfolgt ein klares Digitalisierungsziel – Industrie und Infrastruktur sollen möglichst effizient und nachhaltig durch digitale Lösungen gestaltet werden, um die Ziele der Agenda 2030 zu erfüllen. Notwendigerweise müssen dazu Innovationsnetzwerke aufgebaut werden, welche die Forschung und Entwicklung neuer zielgerichteter Technologien einleiten und im Ergebnis zu neuen Produkten, Verfahren oder technischen Dienstleistungen führen. Gefördert wird das etwa durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit dem Zentralen Innovationsprogramm: Mittelstand-Innovationsnetzwerke, besser bekannt als ZIM-Netzwerke. Die Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft trägt einerseits zur Stärkung des deutschen Mittelstandes bei, andererseits kann der interdisziplinäre Wissenstransfer dabei helfen, verschiedene Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Digitale Tools für innovative, nachhaltige Infrastruktur
Wie digitale Tools genutzt werden können, um die Infrastruktur Deutschlands nachhaltiger zu gestalten, zeigt das Erfolgsbeispiel der Zolitron Technology GmbH. In Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Informatik der Fachhochschule Dortmund gelang es dem Forschungsteam, die Organisation der Abfallentsorgung durch ein intelligentes Abfallmanagementsystem zu optimieren, sodass die Müllabfuhr nur dann erscheint, wenn es tatsächlich notwendig ist.
Die Idee
Ein, an den Abfallcontainer angebrachter, Multisensor soll Vibrationen und andere Parameter, die beim Einwurf des Abfalls auftreten, erfassen und die erhobenen Daten in Echtzeit energieeffizient in eine Cloud übertragen. Selbstverständlich autark durch eine Energiegewinnung auf Basis von Solarzellen.
Die Umsetzung
Das IT-gestützte Abfallmanagementsystem nutzt die Methode des Maschinellen Lernens, um Vibrationsprofile für die Steuerung zu erstellen und so die sichere Unterscheidung zwischen Einwürfen, Entleerungen und Störungen zu ermöglichen.
Das Ergebnis
Anwender des Systems sehen auf der Web-Benutzeroberfläche Daten zu Füllständen in Echtzeit. Die Abholung durch Entsorgungsfahrzeuge geschieht nach Bedarf und bedeutet somit eine erhebliche Effizienzsteigerung in der Entsorgungslogistik.
Innovationen und ihre Nebeneffekte
Viele Projekte, die zunächst nur der Umsetzung der SDG-9-Ziele dienen sollten, erreichen durch positive Nebeneffekte meist einen noch größeren Beitrag zur Nachhaltigkeit als zunächst beabsichtigt. Kommt etwa die Müllabfuhr nur dann, wenn es notwendig ist, wirkt sich das nicht nur auf eine effizientere Logistik aus, sondern spart auch noch CO2 ein. Es wirkt sich also auch positiv auf das Nachhaltigkeitsziel 13, Maßnahmen zum Klimaschutz (SDG 13), aus. Und durch die Nutzung von Solarenergie zur Stromerzeugung wird auch dem Nachhaltigkeitsziels 7 (SDG 7) Rechnung getragen – saubere und bezahlbare Energie.
Positive Nebeneffekte schlummern in vielen Unternehmen und Geschäftsmodellen. Doch das vielseitige Potenzial von Innovationen in diesen Bereichen werden jedoch oftmals noch verkannt.
Die drei Regeln der Innovationskraft
Vor dem Hintergrund der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung und insbesondere in Hinblick auf die Erreichung des SDG 9 können Unternehmen einiges tun, um einen sinnvollen Beitrag zu leisten.
Wichtig in diesem Zusammenhang: „Man muss das Rad nicht jedes Mal neu erfinden“. Um trotzdem innovativ und erfolgreich zu sein folgen viele Unternehmen, die besonders fortschrittlich oder nachhaltig agieren, drei einfachen Regeln, um langfristig Produkte und Dienstleistungen kreativ entwickeln zu können.
Regel Nummer 1: Aufgeschlossen sein!
Neues kann immer nur dann entstehen, wenn sich alle Beteiligten darauf einlassen können. Deshalb ist es für Unternehmen unverzichtbar, Neuerungen, Ideen und Anregungen aufgeschlossen gegenüberzustehen. Noch vor 10 Jahren waren es meist Künstler, die ihrem Beruf auch von zuhause oder mobil nachgehen konnten. Heutzutage ist das Angebot des Homeoffice‘ und des mobilen Arbeitens in der modernen Arbeitswelt angekommen. Und das ist nicht nur der Not geschuldet, die aus der Corona-Pandemie eine Tugend gemacht hat, sondern auch, weil sowohl Hard- und Software, aber auch die Netzwerke mobiles Arbeiten nahezu uneingeschränkt zulassen. Nicht zuletzt sind sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer aufgeschlossen gegenüber diesen neuen Formen des Arbeitens und ein Zurückdrehen der Uhren ist mehr als unwahrscheinlich.
Regel Nummer 2: Denken ohne Grenzen!
Wirklich Neues entsteht durch grenzenloses Denken, durch das Denken über den Tellerrand hinaus. In der Phase der Produktfindung- oder Neuerung ist grundsätzlich alles möglich, gar erwünscht. Brainstorming im Team, bereichsübergreifend oder innerhalb von Netzwerken, kann dazu beitragen verschiedene Perspektiven einzunehmen, ein kreatives Mindset zu entwickeln und bestehende Produkte auf neue Art und Weise zu denken. Ja, Sonne, Wasser und Wind sind seit Jahrmillionen überlebenswichtige Energielieferanten. Und doch führten erst neue Herangehensweisen, neue technische Möglichkeiten dazu, dass wir heute im Sinne der Nachhaltigkeit erneuerbare Energien wirklich effizient nutzen können.
Regel Nummer 3: Jede Idee ist wertvoll!
Manche Idee scheint zunächst albern, unrealistisch oder wenig lukrativ. Doch nicht nur um das neunte Ziel für nachhaltige Entwicklung zu erreichen, ist es notwendig, jede, aber auch wirklich jede, Idee als wichtig und womöglich richtig zu betrachten. Aufgrund des technischen Fortschritts ist heute vieles möglich, woran vor einigen Jahren nur einige Visionäre und Pioniere glaubten. Aber eines haben sie alle gemeinsam: Sie sahen ihre eigenen Ideen und die der anderen als wertvoll an. Für Unternehmen bedeutet dies, Mitarbeitern nicht nur die Möglichkeit zu bieten, neue Ideen einzubringen. Auch die Wertschätzung des gelieferten Inputs beschreibt einen Innovationstreiber.
Nachhaltige Entwicklungen durch unkonventionelle Neuerungen
Die Quintessenz: Die Welt benötigt Veränderungen. Das Nachhaltigkeitsziel zu „Industrie, Innovation und Infrastruktur“ bietet Unternehmen eine große Vielfalt an Handlungsmöglichkeiten, um den Wandel anzustoßen und somit einen wertvollen Beitrag zum Erreichen der Agenda 2030 zu leisten. Die übergeordnete Leitfrage in diesem Zusammenhang lautet: Wie können wir unser Handeln, unsere Produkte oder unsere Geschäftsmodelle so verändern, um auch zukünftig in einer lebenswerten Umgebung zu leben, zu arbeiten und zu wirtschaften?
Manchmal reicht es aus, den Blick auf das Bestehende zu richten und altbekannte Muster neu zu denken. Oder es werden neue Trends gesichtet und adaptiert. Ein strukturiertes Trendmanagement hilft dabei, systematisch die gewünschte Veränderung herbeizuführen. Ein Trendradar kann hierbei nicht nur zum Erkennen von Trends genutzt werden. Auch der Wissensaustausch im Unternehmen fördert die Kreativität der Mitarbeitenden und bietet einen großen Raum für innovative Denkprozesse. Insbesondere hier gelten die drei Regeln der Innovationskraft – offenbleiben, grenzenlos denken und Ideen wertschätzen!