„Wie kommt mein Unternehmen möglichst unbeschadet durch die Krise?“ – diese Frage stellen sich wohl die meisten Unternehmen zurzeit. Das Thema ist derzeit nicht nur in den Medien omnipräsent. Doch gerade in Krisen schließen sich Menschen enger zusammen, unterstützen sich, geben sich halt. Frei nach dem Motto „Gemeinsam durch die Corona–Krise“ zeigen sich viele Unternehmen solidarisch und teilen sogar ihre Erfahrung mit der neuen Situation. Nicht nur mit ihren Kunden, sondern auch mit dem Wettbewerb. Wir möchten Ihnen gern einige gelungene Ansätze vorstellen:
Wer geht mit gutem Beispiel voran?
In den Medien wird viel von Unternehmen berichtet, die neue Maßnahmen ergriffen haben, um den unvorhergesehenen Bedürfnissen des Marktes gerecht zu werden. Denn die Herausforderungen an die Unternehmen sind höchst unterschiedlich. Während in vielen Branchen aktuell starke Umsatzeinbrüche zu verzeichnen sind, ist etwa die Nachfrage nach Produkten in der Gesundheits- und Lebensmittelwirtschaft extrem hoch. Einige Unternehmen reagieren darauf flexibel mit der Umstellung einzelner Prozesse oder sogar ihrer gesamten Produktion: So stellt eine Hamburger Spirituosen–Manufaktur statt Gin nun Desinfektionsmittel her. Beim Autozulieferer Zettl in Bayern werden nun Atemschutzmasken statt Sitzbezügen und Türverkleidungen produziert. Und ein Bäcker in Baden-Württemberg baut seine Bäckerei zum Drive-In um und kann so seine Kunden weiterhin mit frischem Brot versorgen. Mehr noch: Er kann deren Ängste hinsichtlich der Ansteckungsgefahr zerstreuen. Die Gastronomie organisiert der Not gehorchend eigene Lieferservices. Andere Unternehmen wie Aldi und McDonalds gehen sogar eine Partnerschaft ein, um das durch die Schließung einiger McDonalds–Restaurants freigestellte Personal in Aldi–Filialen einsetzen zu können. Allen diesen Unternehmen ist gemein: Sie haben schnell reagiert und sich an den Bedürfnissen der Kunden am Markt orientiert.
Von Darwin in der Krise lernen
„Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, sondern eher diejenige, die am ehesten bereit ist, sich zu verändern.“ Das hatte Charles Darwin schon vor gut 200 Jahren erkannt. Und diese Erkenntnis lässt sich auch auf die aktuelle Krise übertragen – wie die genannten Beispiele belegen. Wir halten fest: Eine schnelle Anpassungsfähigkeit ist gefragt. Halten Sie deshalb nicht lange an dem fest, was Sie akribisch für das Geschäftsjahr geplant haben. Orientieren Sie sich neu, denken Sie über Ihre Möglichkeiten nach und gehen Sie mit schlanken und agilen Prozessen neu über Los.
Wie gestalte ich meine Prozesse agil und schlank?
Das Thema „Agilität“ beschäftige schon vor der Pandemie viele Unternehmen, die sich in einem dynamischen Unternehmensumfeld befinden. Einem Umfeld in dem Geschäftsentwicklungen unvorhersehbar und somit schwer planbar sind. Die Pandemie verschärft diese Situation global für alle Unternehmen. Es herrscht ein Zustand ohne jegliche Planungssicherheit. Agilität ist dabei eine Antwort auf die Forderung nach Flexibilität. “Agile Methoden“ sind im Management von einer hohen Geschwindigkeit und Anpassungsfähigkeit sowie einer konsequenten Ausrichtung an den Kundenbedürfnissen geprägt. Der Ablauf aller agilen Methoden bzw. Tools – wie etwa Scrum, Kanban, Design Thinking – zeichnet sich durch Iterationen aus. Das heißt, es wird versucht, mit eng getakteten Meilensteinen in kurzen Abständen zu überprüfen, ob sich die neuen Maßnahmen bewährt haben oder eben eine andere Richtung einschlagen werden sollte. Versuchen Sie daher in der aktuellen Situation keine langfristigen Projekte zu initiierten, sondern leben Sie besser ganz nach dem „Trial and Error“–Prinzip: testen, scheitern, erneut versuchen. Das gilt sowohl für die schnelle und schlanke Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen (MVP), als auch für die Anpassung interner und externer Prozesse. Nutzen Sie die Zeit, um Ihre bestehenden Prozesse vor diesem Hintergrund noch einmal zu hinterfragen: Tragen alle im Prozess enthaltenen Aktivitäten zur Wertschöpfung bei? Geschwindigkeit erreichen Sie, indem Sie überflüssige Prozessschritte eliminieren.
Ein weiteres Kernelement agiler Methoden ist die crossfunktionale Zusammensetzung der Teams – sprich die Einbeziehung aller Interessengruppen. Die Zeiten, in denen man glaubte, ein einzelner Experte könnte einen Bedarf, den der Kunde oft selbst nicht einmal benennen kann, erkennen und lösen, sind gezählt. Beziehen Sie daher auch Ihre Partner, Lieferanten und Kunden mit in Ihre Überlegungen ein und kommunizieren Sie auf Augenhöhe. Pflegen Sie insbesondere den Kontakt zu Ihren Kunden und profitieren Sie von deren Feedback zu Ihren Neuerungen. Besonders in der aktuellen Lage sollte die „Kundenzentrierung“ oberste Priorität erhalten. Fragen Sie sich daher, welche der getroffenen Schutzmaßnahmen Auswirkungen auf die “Customer Journey” Ihrer Kunden hat. Begegnen Sie ihnen mit Empathie und versuchen Sie deren „Reise“ in den einzelnen Prozessschritten zu vereinfachen: So kann es etwa im Online–Handel aufgrund der Schließung einiger Paket–Shops zu langen Wartezeiten an den verbleibenden Stellen kommen. Das führt meist zu Frust Ihrer Kunden bei der Rücksendung eines Artikels. Um den Stau zu entzerren, reagieren viele Händler aktuell mit verlängerten Rückgabefristen. Zudem sind weite Teile der Bevölkerung auch von privaten finanziellen Verlusten betroffen. Als Reaktion wären neue Finanzierungsmodelle Ihrer Dienstleistung wie etwa Ratenzahlungen denkbar.
Tipps zum Anders Arbeiten finden Sie auch hier: Ratgeber Zuhause Anders Arbeiten
Das wichtigste ist jedoch: Geben Sie nicht auf. Ja, die Zeiten sind unsicher und nur die wenigsten wissen, was morgen sein wird. Machen Sie einfach das Beste daraus: Akzeptieren Sie die Unvorhersehbarkeit, beobachten Sie das Geschehen und reagieren Sie flexibel.